EVA SCHLEGEL Extended Space

EVA SCHLEGEL Extended Space

EVA SCHLEGEL Extended Space

Die international renommierte österreichische Künstlerin Eva Schlegel wird zum 25. Geburtstag des Festspielhauses St. Pölten die raumgreifende architektonische Intervention "Extended Space" gestalten.

EVA SCHLEGEL Extended Space

Laufzeit 25. September 2021 – 11. Juni 2022
Ort Festspielhaus St. Pölten
Kuratorische Begleitung art hoc projects

Download_Pressedossier

Lesen

Die international renommierte österreichische Künstlerin Eva Schlegel wird zum 25. Geburtstag des Festspielhauses St. Pölten die raumgreifende architektonische Intervention "Extended Space" gestalten.

Die international renommierte österreichische Künstlerin Eva Schlegel wird zum 25. Geburtstag des Festspielhauses St. Pölten die raumgreifende architektonische Intervention "Extended Space" gestalten.

Lesen

Eva Schlegel: Extended Space

Festspielhaus St. Pölten

Blicke in neue Welten

Die österreichische Künstlerin Eva Schlegel realisiert für das Festspielhaus zum 25. Geburtstag die raumgreifende architektonische Intervention Extended Space, die zur Saisoneröffnung am 25. September präsentiert wurde.

Das Festspielhaus, als ein Haus für multiple, vielfältig wie vielstimmige Kunst-Formen, bringt nicht nur E- und U-Musik, Weltmusik und zeitgenössischen Tanz zur Aufführung,  auch die bildende Kunst erhält hier eine Bühne. Bereits zur Festspielhauseröffnung im Jahr 1997 hat Eva Schlegel den Eisernen Vorhang gestaltet. Nun, pünktlich zum 25. Geburtstag, gratuliert die renommierte österreichische Künstlerin erneut mit einem ortsspezifischen Werk, das auf der Fassade in Form einer Film-Projektion sowie im Foyer des Festspielhauses mit einer raumgreifenden Spiegel-Installation das Publikum in seinen Bann ziehen wird.

Eva Schlegel, Extended Space, 2021 © Iris Ranzinger 
Eva Schlegel, Extended Space, 2021 © Iris Ranzinger 

Alles dreht sich hier um das Thema des Sehens: Der Film schenkt dem Publikum Blicke in ferne Galaxien, die Spiegel-Kreise rotieren um die eigene Achse und reflektieren so Architektur, Licht und Farbe aus immer neuen Blickwinkeln. Der Akt des Sehens selbst, den das Auge, die Film- oder Fotokamera vollführt, und die Erschließung von neuen Räumen sind zentrale Themen von Eva Schlegel. Durch das Zusammenspiel von materiellen und immateriellen Formen, von denen die letzteren durch Licht und Spiegel erzeugt werden, wird eine sinnlich erfahrbare visuelle Situation geschaffen. Das Publikum verändert durch seine bloße Anwesenheit die Installationen, wird ins Staunen versetzt und sich seiner eigenen körperlich räumlichen Wahrnehmung sowie der Tatsache, dass diese leicht beeinflusst und manipuliert werden kann, bewusst.

An Zerrspiegel erinnernd, wecken diese Bilder ähnliche Zweifel an Realität und Authentizität und schlagen somit auch die Brücke zu den glänzenden Oberflächen, in die wir täglich starren: Die Screens unseres Handys, Tablets, Laptops und Fernsehers. Analog zu Michel Foucault, der den Spiegel als „unwirklichen Raum, der sich virtuell hinter der Oberfläche auftut (…) eine Art Schatten, der mir meine eigene Sichtbarkeit gibt, der mich erblicken lässt, wo ich abwesend bin“ beschreibt, zweifelt Eva Schlegels Spiegelinstallation die menschliche Wahrnehmung an und will vor Augen führen, wie leicht wir uns verführen und täuschen lassen. „Befreit vom Abbild“, wie Eva Schlegel selbst sagt, brechen diese Spiegel mit dem Ich-Kult und werfen die Architektur, die Räume, das Licht zurück, spiegeln alles, bis auf uns selbst. Und fragen gleichzeitig: Können wir das, was wir wahrnehmen, für „wahr“ nehmen? Können wir uns auf unsere Sinne verlassen? Extended Space ist eine Installation, die die Wahrnehmung irritiert und sie in ihrer „Wahrhaftigkeit“ in Frage stellt.

Die filmische Projektion auf der Fassade wird auch auf die Spiegel-Kreise im Inneren des Gebäudes reflektiert. Glückwünsche zum 25. Geburtstag in verschiedenen Sprachen, Bilder von Sternen, Planeten, der Milchstraße, schwarzen Löcher tauchen auf, das Publikum durchreist ganze Galaxien in vielfachen Perspektiven und mit einem Blick. Pulsierend verändern sich diese Bilder stetig und verbiegen sich ins Ornamenthafte. Wie der Spiegel so eröffnet auch der Film neue Welten und Territorien des Illusorischen. Filme erzeugen die Illusion einer kontinuierlichen Bewegung dadurch, dass eine Folge von 24 Einzelbildern pro Sekunde vor einer Lichtquelle vorbeigeführt und so auf eine Bildwand projiziert werden. Der Film verdankt seine Entstehung der Verbindung von Erkenntnissen, die in den Bereichen der Optik, der Physiologie des Auges, der Bildprojektion durch Licht und der Reproduktion mit Licht gefunden wurden. So gesehen gehört die Camera obscura und die im 17. Jahrhundert erfundene Laterna Magica auch zur Geschichte des Films. Die Laterna Magica erzeugt allein mit künstlichem Licht im verdunkelten Raum vergrößerte Bildprojektionen. Sie bildet den Ausgangspunkt für kinetische Kunstformen, die mit reinem Licht und Bewegung arbeiten. Die kinetische Kunst realisiert das abstrakte Prinzip des Films, nämlich „bewegtes Licht“ ohne dessen materiellen Träger, den Filmstreifen.

Nichts anderes vollführt Eva Schlegels Installation Extended Space im Festspielhaus. Ein Kaleidoskop der Sinne, ein Ausblick in neue und andere Welten, farbenprächtige phantasmagorische Visionen und eine „dynamische Lichtarchitektur“ erweitert das Innere des Festspielhauses über dessen Grenzen hinaus. Das Publikum soll die Welt des Theaters, der Musik und der Künste aus einer neuen Dimension wahrnehmen und buchstäblich in einen imaginären Raum eintreten. Eva Schlegels immersive Rauminszenierung schafft ein visuelles All-over, dass die Betrachter*innen in einer Art hypnotisierender Realitätscamouflage vereinnahmt. Die Künstlerin schafft damit einen Ort der Unbestimmtheit: Mit der Bewegung im Raum ändern sich Standpunkt und Blickvarianten, ohne dass der wahrnehmbare Bilderfluss unterbrochen wird, ähnlich multilinearen Netzen, in denen Informationen durch vielfältige Links verbunden und daher auf unterschiedliche Weise erschlossen werden können. Das simultane Sehen von Welten, die Zeit in ihrem „nebeneinander Sein“ und der bewegte Raum werden in Eva Schlegels Installation affektiv spür- und erlebbar.

Text: Barbara Horvath und Lisa Ortner-Kreil, arthocprojects.at

Brigitte Fürle und Eva Schlegel, 2021 © Iris Ranzinger 

Die Künstlerin

Eva Schlegel, 2018 © Udo Titz / Bildrecht GmbH

Eva Schlegel lebt und arbeitet in Wien und im Weinviertel. Sie studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien bei Oswald Oberhuber und war von 1997–2006 Professorin für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2011 war sie Kommissarin des Österreich-Pavillons bei der Biennale in Venedig. Eva Schlegels Arbeiten waren 1988 und 1995 bei der Biennale Venedig und 2017 bei der Kochin Muziris Biennale ausgestellt und sind regelmäßig in verschiedenen internationalen wie nationalen Museen und Ausstellungshäusern zu sehen. Die Künstlerin hat in jüngster Zeit eine Reihe von spektakulären, raumgreifenden Arbeiten im (semi)öffentlichen Raum geschaffen, unter anderem für die Libelle am Dach des Leopoldmuseums im MQ Wien (2020), das Rigshospitalet in Kopenhagen (2020), in Mumbai (2017) oder am Novartis Campus in Basel (2007).

Kuratorische Begleitung: art hoc projects